Ausblick KJPVT Kongress 2024

Update Psychotherapie online - 3. Mai 2024


Hier können Sie schon einmal einen Blick in die Vorträge des kommenden Kongresses werfen:

Familien-Basierte Therapie für Kinder und Jugendliche mit Anorexia nervosa

Dr. oec. troph. Verena Haas

 

Familienbasierte Therapieverfahren (Family Therapy for Anorexia Nervosa, FT-AN und Family-Based Treatment, FBT) werden in den Behandlungsleitlinien angelsächsischer Länder (z.B. American Psychiatric Association, National Institute for Health and Care Excellence (NICE) guidelines) als „first line treatment“ für junge Menschen mit AN empfohlen. Diese Empfehlung basiert auf Wirksamkeitsnachweisen aus insgesamt 8 RCTs im Kinder- und Jugendbereich, für den somit die familienbasierten Verfahren derzeit auf internationaler Ebene die höchste Evidenzstufe erreichen. Dennoch ist in Deutschland die FBT wenig verbreitet, wird nicht gelehrt und kaum praktiziert. Alle RCTs basieren auf einem Vergleich ambulanter Verfahren. Die Wirksamkeit ambulanter FBT bei schwer erkrankten Patient:innen mit einer AN, die im deutschen System oft lange stationär behandlungspflichtig sind, ist unklar und die Übertragbarkeit dieser RCTs auf das deutsche Gesundheitssystem begrenzt. Der Vortrag beleuchtet die Entstehungsgeschichte, die grundlegenden klinisch-therapeutischen Inhalte und die Vorgehensweise der FBT sowie die Wirksamkeitsstudien der FBT aus dem englischsprachigen Raum (USA, UK, Australien) und gibt einen Einblick in den aktuellen Stand der Implementierung und wissenschaftlichen Evaluation der FBT in Deutschland

 

Borderline Persönlichkeitsstörung im Jugendalter- aktuelle Entwicklungen in den Leitlinien und therapeutisches Vorgehen

Dr. Anne Kristin von Auer

 

Die Behandlung von Jugendlichen mit einer Borderline Persönlichkeitsstörung (BPS) und deren Familien stellt oft eine Herausforderung für Therapeut*nnen dar. Dieser Vortrag orientiert sich grundlegend an der Dialektisch-Behavioralen-Therapie für Adoleszente (DBT-A; Miller, Rathus & Linehan) sowie an der langjährigen Erfahrung in der Arbeit mit emotional-instabilen Jugendlichen und deren Familien. Neben dem kognitiv-verhaltenstherapeutischen Ansatz spielt in der DBT eine dialektische Haltung, die die Pole Akzeptanz und Veränderung integriert und eine achtsame Haltung, die annehmend und möglichst nicht bewertend ist, als Basis für alle anderen Therapiebausteine eine große Rolle. Der Vortrag soll Informationen bzgl. der Einordnung der Symptomatik und hilfreicher therapeutischer Strategien im Umgang mit Jugendlichen mit einer BPS und ihren Eltern geben.

 

Titel: „ich bin alles“: Infoportal zur Depression und psychischen Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen

Priv.-Doz. Dr. Ellen Greimel

LMU Klinikum München

 

 

Trotz wirksamer Therapieangebote begeben sich nur wenige an Depression erkrankte Kinder und Jugendliche frühzeitig in Behandlung. Barrieren umfassen bei den Betroffenen und ihren Familien u.a. mangelndes Wissen über die Erkrankung sowie Angst vor Stigmatisierung. Angesichts der schwerwiegenden Folgen depressiver Störungen bei Kindern und Jugendlichen wurde das webbasierte Infoportal „ich bin alles“ (www.ich-bin-alles.de) entwickelt, um einem dringenden Handlungsbedarf zeitgemäß gerecht zu werden.

 

Die Plattform wurde auf Basis der S3-Leitlinie zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit einer depressiven Störung sowie weiterer wissenschaftlichen Evidenz entwickelt. Sie richtet sich an gesunde und an Depression erkrankte Kinder und Jugendliche sowie an deren Eltern. Das Portal informiert über Symptomatik, Diagnostik, Ursachen und Verlauf sowie empfohlene Behandlungsformen der Depression bei Kindern und Jugendlichen und bietet auch Informationen und Tipps zum Erhalt der psychischen Gesundheit. Die Inhalte von „ich bin alles“ wurden in mehreren Studien bei den Zielgruppen wissenschaftlich evaluiert. Aufgrund des steigenden Bedarfs an evidenzbasierten Informationen zu den Themenkomplexen bei Lehrkräften, wurde „ich bin alles“ kürzlich um ein weiteres Portal ergänzt, das sich speziell an Lehrkräfte richtet („ich bin alles @Schule“; www.schule.ich-bin-alles.de).

 

Im Vortrag werden die beiden Portale sowie Anwendungsfelder im Rahmen der therapeutischen Praxis vorgestellt. Der Vortrag skizziert zudem die Entwicklung, Nutzung und Dissemination des Portals sowie der zugehörigen Social-Media-Kanäle. Ferner werden die Ergebnisse der wissenschaftlichen Evaluationsstudien präsentiert.